Immer montags und immer 10 Gründe, nicht 9, auch nicht 11 und immer zu Themen, die mich bewegen und berühren.
Heute:
10 Gründe …

, … warum dieses Paar mein Leben so prägt.
Das sind meine zwanzigjährigen Großeltern bei ihrer Hochzeit 1930. Johanna Stange und Herbert Simon.
Wer sich jetzt wundert: Ja, sie könnten meine Urgroßeltern sein. Bei meiner Geburt waren sie schon 70 Jahre alt. Schon drei Jahre später verstarb mein Großvater. An ihn habe ich kaum eine Erinnerung.
1. Aber ein bisschen ist er dennoch immer bei mir. An seinem Schreibtisch sitzend verfasse ich alle meine Bücher (und schreibe Rechnungen, Blogposts und anderes Gedöns). Es ist kein wertvoller Tisch, das Holz ist nur Furnier, das an einigen Stellen hässlich gesplittert ist und die Fächer und Schubladen sind eigentlich zu klein. Für mich ist er aber der beste Schreibtisch, den ich mir wünschen kann.

2. Von meiner Großmutter habe ich diese unendliche Tierliebe. Als ich klein war, gehörte Maja zu ihr. Eine kurzbeinige, herzensgute Hündin, die Frolic liebte und nichts dagegen hatte, wenn sie ab und an mit drei Leinen gleichzeitig Gassi geführt wurde – obwohl sie vermutlich nicht mal eine gebraucht hätte.
Später hat sich meine Großmutter liebevoll um Hunde, Katzen, Ziegen, Hühner … auf dem Hof meines Onkels gekümmert.
Als sie mit über 90 Jahren stark dement wurde und kaum noch ansprechbar war, war es Beethoven, der Hund meiner Schwester, den sie auch dann erkannte, wenn sie nicht sicher war, wer wir sind. Er brachte sie zum Lächeln und ihre arthritischen Hände kraulten ihn hinter seinen Schlappohren. Auch bei unserem letzten Besuch bei ihr, nur wenige Tage vor ihrem Tod.
Das ist Beethoven. Der beste Hund, den es je gab! <3 Große Vermissung auch nach so vielen Jahren ohne ihn.

3. Unter dem Mädchennamen meiner Großmutter, Johanna Stange, habe ich Bücher veröffentlicht, die auch sie gerne gelesen hätte. Leider hat sie das nicht mehr miterlebt.

4. Die allerschönste Lampe, die ich besitze, stammt aus dem Haushalt meiner Großeltern.

5. Der Sessel, in dem ich am liebsten lese, gehörte auch meinen Großeltern. Ich darf es nur so selten, weil die Arschkrampen den Sessel genauso sehr lieben wie ich.

6. Der Schrank in dem ich meine (größtenteils aus Kristall bestehenden) Gläser, Goldrandteller, Tassen und allerlei mehr aufbewahre, stammt auch aus dem Haushalt meiner Großeltern. Mit ihnen zog das gute Stück von Rothenburg nach Essen und wechselte auch hier einige Male die Wohnung. Beim wohl spektakulärsten Umzug wurde er kurzerhand auf das Dach des orangefarbenen Käfers meiner Tante geschnallt. Das alles hat er unbeschadet überstanden.
Bei mir steht er mittlerweile auch schon in der 5. Wohnung. Und bei jedem Umzug gehe ich so weit weg wie möglich, wenn er transportiert wird. Denn er ist nicht auseinanderbaubar und ich habe jedes Mal schlimme Sorge, es könnte ihm etwas Schlimmes zustoßen.

7. So wie ich seit einigen Jahren trug meine Großmutter niemals Hosen. Abgesehen von Strumpfhosen, die ich wiederum hasse.
Das blonde Mädchen auf dem Foto bin übrigens ich vor 15 Jahren. Ich finde mich ganz fremd. Und ihr?

8. Auch mein liebstes nostalgisches Schreibgerät ist ein Erbstück meiner Großeltern. Ab und an tippe ich noch auf der kleinen Reiseschreibmaschine. Zum Beispiel Beschriftungen für Gewürz- oder Marmeladengläser. Ansonsten sieht sie einfach hübsch aus.

9. Wie auch diese Waage, mit der meine Großeltern Briefe gewogen haben. Ich hingegen wiege nur Gedanken und Ideen damit.



10. Diese beiden Koffer stammen auch aus dem Großelternhaushalt. Wobei der obere meiner Mutter als Kind gehörte. Der untere ist eigentlich kein Koffer. Er war die Verpackung für eine Decke. Ich lagere ganz profan meine Jacken darin, die ich gerade nicht trage. Und im kleinen Koffer ein bisschen Kunst aus Büchern.

P.S. Erinnerungen – auch die schönen – bringen oft Traurigkeit mit sich.